*Gastbeitrag von Alex, mit dem wir diesen Ausflug unternommen haben*
Ausflug auf die Marksburg
Die Marksburg ist eine Höhenburg im rheinland-pfälzischen Städtchen Braubach und liegt nicht weit von Koblenz entfernt. Ihre Gründungsanlage stammt aus dem 12. Jahrhundert, so dass man mit Fug und Recht von einer alten Burg sprechen kann. Über die Jahrhunderte hinweg wurde sie verändert und erweitert, aber das Schicksal der Zerstörung, das viele Burgen entlang des Mittelrheins ereilt hat, erlitt die Marksburg nie. Hört man den Namen Marksburg, denkt der eine oder andere womöglich an Karl Marx. Aber der kommt ja nicht aus Koblenz, sondern aus Trier, und wenn man den historischen Quellen Glauben schenkt, ist kein Besuch des Trierer Revolutionärs in der Marksburg belegt. So leitet sich der Name der Burg auch von jemand anderem ab, nämlich vom Evangelisten Markus, der einer Legende nach auf welche Weise auch immer einst die Burg und ihre Bewohner vor einem unheimlichen Ritter gerettet haben soll. Die Burg hieß ursprünglich Burg Brubach, was sich vom Namen des Städtchen Braubach ableitet. Später hieß sie dann Marxpurgk, darauf Markenburch und danach Marxburg, bevor sie im 20. Jahrhundert ihren heutigen Namen annahm. Ob mit dem Wechsel des Namenspräfixes von Marx auf Marks eine Abgrenzung von Karl Marx bezweckt worden ist, ist allerdings nicht überliefert.
Nun aber endlich zur Reise mit Kind: Die Marksburg lässt sich per Auto in ca. 15 Minuten gut erreichen. Man fährt von Koblenz aus auf der rechtsrheinischen B 42, fährt an der Abfahrt Braubach ab und folgt der Beschilderung „Marksburg“, bis man den großen Parkplatz unterhalb der Burg erreicht, den man für einen Obolus von 2,00 Euro nutzen kann. Von dort aus führt ein Serpentinenweg hinauf zur Burg, den man als Erwachsener alleine in etwa sechs Minuten bewältigt. Mit Kind ist es jedoch anders. Ein zweijähriges Kind könnte, wenn es dies denn selber wollte, in sieben bis acht Minuten per Buggy über den Serpentinenweg nach oben transportiert werden. Dagegen spricht zum einen die mögliche Unlust des Kindes, im Buggy gefahren zu werden, zum anderen der Umstand, dass ein Buggy untauglich für die spätere Besichtigung der Burg ist, wie später noch geschildert werden wird. Also sind Toni, seine Mama und ich ohne Buggy den Weg zu Fuß nach oben geschritten. Für ein paar Minütchen hat es Toni gefallen, direkten Schrittes nach oben zu gehen. Es gab jedoch auch Minütchen, in denen er den Abhang hinunterschauen oder den Weg zeitweilig wieder hinunterlaufen wollte. In anderen Minütchen wollte Toni dann doch lieber von seiner Mama auf dem Arm getragen werden. Insgesamt hat es daher zu Fuß etwa 10-15 Minuten gedauert, bis man oben an der Burg angelangt war, und die Mama hatte das sportliche Unterfangen zu bewältigen, auf Teilen der Strecke neben dem eigenen Gewicht auch das von Toni mit transportieren zu müssen.
Am Ende des Serpentinenwegs eröffnet sich an ihrem Fuße der beeindruckende Blick auf die prächtige Burg, die im Rahmen deutsch- und englischsprachiger Führungen von 50 Minuten Dauer besichtigt werden kann. Führungen werden im Sommer zwischen 10 und 17 Uhr angeboten und finden etwa alle 20 Minuten statt. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 7,00 Euro und für Kinder über sechs Jahre und Jugendliche 5,00 Euro. Kinder unter sechs Jahren können kostenlos an einer Führung teilnehmen. Wir haben die Wartezeit bis zum Beginn der Führung damit überbrückt, am Fuße der Burg den kleinen Souvenirshop aufzusuchen, uns kurz auf den Boden zu setzen und die Sonne zu genießen. Auch haben wir Fotos geschossen, die zeigen, welch fantastisches Panorama der Blick aufs schöne Rheintal eröffnet. Am Fuße der Burg gibt es sanitäre Anlagen, die eine Wickelmöglichkeit enthalten und kostenlos benutzbar sind. Es gibt auch ein Restaurant, das vor oder nach Beginn einer Führung aufgesucht werden kann. Da wir dies nicht gemacht haben, kann hierüber jedoch kein Urteil abgegeben werden.
Dann schließlich begann die Führung auf die Burg selber. Unsere Gruppe umfasste etwa 20 Personen. Mit dieser Menge an Menschen sind wir während der Führung steile und steinige Wege nach oben gestiegen, haben wir enge Treppenschluchten erklommen und sind wir später wieder steile Wege und Treppen hinuntergegangen. Kurzum: Ein Buggy ist für eine solche Begehung nicht geeignet. Möchte man den zuvor beschriebenen Serpentinenweg per Buggy bewältigen, muss man ihn während der Führung entweder unbeaufsichtigt am Fuße der Burg stehen lassen oder ihn zusammenklappen und den Weg auf die Burg auf und ab mitschleppen. Doch auch ohne Buggy war die Begehung beschwerlich. Auf den dunklen steilen Wegen mussten wir den kleinen Toni tragen, auch wenn er darauf nicht immer Lust hatte. Hinzu kam, dass er nachvollziehbarerweise in den Räumen, die besichtigt wurden, gerne hin- und herlaufen wollte. Dieser berechtigte Kinderwunsch geriet jedoch in Konflikt mit dem Führungsregiment, das darauf erpicht war, schnelleren Schrittes von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu gelangen.
Doch nicht nur der Weg der Führung erwies sich als schwierig – auch die Inhalte der Führung waren für den kleinen Toni von nur begrenztem Interesse. Man erfuhr, wann die Burg begründet und erweitert wurde; von welchen Fürsten sie bewohnt und verwaltet wurde; wann die Kanonen zur Sicherung der Burg errichtet wurden. Auskunft wurde darüber erteilt, auf welche Weise die gegenüber der Burg liegende Blei- und Silberhütte Braubach zur Bewirtschaftung der Burg genutzt wurde. Auch wurde das Interieur von Küche, Schlafraum und Wohnräumen der Burg kenntnisreich erläutert. Zwischendurch wurde die eine oder andere Anekdote zum Besten gegeben – etwa die Geschichte, dass früher vom Balkon am Burgeingang aus Pech auf unerwünschte Eindringlinge geschüttet wurde, woher sich die heute geläufige Redewendung „Pech haben“ ableitet. All diese Inhalte wurden anschaulich und mit Herz von der Führerin vorgetragen und waren gewiss für Erwachsene von Interesse – nicht jedoch für einen zweijährigen Jungen. Und so wunderte es nicht, dass Toni nach der Hälfte der Tour von der Führung genug hatte. Also sind wir alleine ohne den Rest der Führungsgruppe zurück zum Eingang gegangen. Dort gelangten wir ans Eingangstor, das bis zum Beginn der nächsten Führung verschlossen war. Glücklicherweise befand sich jedoch in direkter Nähe eine weitere Gruppe, die ihre Führung just begonnen hatte. Deren Führer schloss uns netterweise das Eingangstor auf, so dass wir vorzeitig „ins Freie“ gelangen konnten. Direkt am Fuße der Burg hinter dem Eingangstor ist der Boden steinig, was zur Folge hatte, dass der kleine Toni gestolpert ist und sich ein bisschen weh getan hat. Das eine oder andere Tränchen floss, doch mit dem Trost der Mama war Toni schon rasch wieder bei guter Laune und zeigte sein schönstes Lächeln. Danach sind wir bei herrlichem Sonnenschein den Serpentinenweg wieder zum Parkplatz hinuntergegangen und von dort aus nach Koblenz gefahren.
Fazit: Für ein zweijähriges Kind ist die Tour nur begrenzt geeignet. Zum einen möchte ein Zweijähriger gerne zeitweilig selber gehen, kann es aber angesichts der Steile und Enge der Wege nicht immer alleine; zum anderen sind die Inhalte der Führung für ein Kind zu wenig spannend. Anders mag es sich mit Babys verhalten. Babys können, wenn sie am Bauch der Mama festgeschnallt sind, auf dem Serpentinenweg sowie den Wegen und Treppen der Burg transportiert werden. Allerdings ist es dann eher eine Führung für die Mama als eine fürs Baby – und überdies eine Führung mit der einen oder anderen körperlichen Anstrengung. Für ältere Kinder wiederum, die konzentriertes Aufsteigen auf steilere Strecken bewältigen können und wollen und Interesse am geschichtlichen Auf und Ab von Burgen zeigen, ist die Burg ein lohnenswerter Ausflug.
Zum Schluss soll es noch einen kurzen Hinweis zum ÖPNV geben: Man kommt nach Braubach, indem man entweder 30 Minuten mit dem Bus 570 bis Bahnhof Braubach oder 12 Minuten mit der Bahn SE 10 der Rheingaulinie bis zur Haltestelle Braubach fährt. Hauptbahnhof und Haltestelle sind jedoch nicht identisch mit dem PKW-Parkplatz. Daher muss man von Bahnhof und Haltestelle aus eine Strecke von etwa 30 Minuten einkalkulieren, die man entlang des Burgenlehrpfads geht, bevor man die Burg erreicht. Wer also den ÖPNV zu nutzen geneigt ist, für den potenzieren sich nochmals die Beschwernisse des Weges zur Burg, die Autofahrer auf sich nehmen.
*Danke, Alex, für den anschaulichen Beitrag! Und für den schönen Tag mit dir in Koblenz!*